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Thum, Agnes (2005): "Sieh, es kehrt auf Wörlitzens Fluren Arcadia zurück!". Die Kräuterblätter Carl Wilhelm Kolbes d. Ä. Magisterarbeit, Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften, Ludwig-Maximilians-Universität München. [PDF, 21MB]

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Abstract

Die „Kräuterblätter“ des Dessauer Künstlers Carl Wilhelm Kolbe d. Ä. (1759 - 1835), Radierungen phantastischer Sumpflandschaften, haben in der Vergangenheit die unterschiedlichsten Urteile provoziert, die doch eines niemals waren: Gleichgültig. Kolbes Werk hat die Zeitgenossen zweifelsohne polarisiert, und selbst dem Betrachter heutiger Tage ist die Eigenwilligkeit seiner Arbeiten spürbar geblieben.

Die offene Folge der „Kräuterblätter“ umfasst 28 Radierungen, die sämtlich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Gezeigt werden stets nahsichtige, überdimensionierte und nahezu „surrealistische“ Sumpfvegetationen, die von mal geheimnisvollen, mal bäuerlich-einfachen Staffagefiguren, allerlei Getier und architektonischen Elementen belebt werden. Die Untersuchung befasst sich zunächst mit Naturverständnis und Kunsttheorie des Dessauers, um anschließend die Bildform „Kräuterblatt“ möglichst umfassend in den Mittelpunkt zu stellen. Einen ersten Schwerpunkt bilden die Einflüsse auf die Entwicklung des augenscheinlich vorbildlosen Bildkonzeptes. Der „botanische Vordergrund“ der zeitgleichen Landschaftsmalerei scheint dabei den Ausgangspunkt zu bilden, ferner trugen der Buchschmuck Salomon Geßners, das niederländische Sumpfstilleben des 17. Jahrhunderts, die „altdeutsche“ Malerei und, besonders bezüglich der unrealistischen Größenverhältnisse, der Ornamentstich der Rokoko zur Entstehung der „Gattung Kräuterblatt“ bei. Kernstück der Arbeit stellen exemplarische Einzelanalysen der Hauptblätter dar, die die Radierungen als Ausdruck von emotionalisiertem Naturverständnis und privatem Lebensunglück Kolbes (verlorenes Arkadien) charakterisieren. Dabei entwickelte Kolbe eine private Symbolsprache, die die Pflanzen zu Chiffren werden lässt. Abschließend wird die Frage nach der Epochenzugehörigkeit des Künstlers erörtert. Der Graphiker wurde von der älteren Forschung gelegentlich einem etwas unspezifischen „Sturm und Drang“ in der Malerei zugeordnet – eine These, die unter Hinweis auf die stilistische Sonderstellung des Radierers entkräftet werden konnte. Einen Ausblick bilden Überlegungen zur Rezeption Kolbes im 19. und 20. Jahrhundert, wobei unter anderem einige Werke des Surrealisten Max Ernst in Zusammenhang mit den „Kräuterblättern“ gebracht werden können.

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