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Prottengeier, Barbara; Reese, Sven ORCID logoORCID: https://orcid.org/0000-0002-4605-9791 und Rauch, Elke ORCID logoORCID: https://orcid.org/0000-0001-9992-3902 (21. Oktober 2023): Praktikable Indikatoren zur Erfassung patho-morphologischer Veränderungen bei Rindern und Schweinen in Verarbeitungsbetrieben für tierische Nebenprodukte in Deutschland unter Praxisbedingungen. In: Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift, Bd. 136 [PDF, 441kB]

Abstract

In den letzten Jahren sind gehäuft Tierschutzskandale in der Nutztierhaltung bekannt geworden. Häufig stellt sich dabei die Frage, wie ein solches Tierleid unentdeckt bleiben kann und ob dies durch gezielte veterinär- behördliche Kontrollen verhindert werden könnte. Eine gesetzliche Grundlage zur Einführung verpflichtender Kontrollen zur Erfassung tierschutzrechtlicher Aspekte an Falltieren in Verarbeitungsbetrieben Tierischer Nebenprodukte (VTN) in Deutschland ist bisher nicht vorhanden. Ziel der vorliegenden Studie war es, durch geeignete Indikatoren tierschutzrechtliche Auffälligkeiten zu erfassen sowie Hinweise auf aktuelle Problem- bereiche in der Tierhaltung zu bekommen. Des Weiteren sollte überprüft werden, ob bestimmte Veränderungen gehäuft in einer Region in Deutschland auftreten und diese eventuell in Verbindung mit dem dort vorherrschenden Haltungssystem stehen. Es wurden 836 Falltiere (416 Schweine und 420 Rinder) in zehn Verarbeitungsbetrieben in acht Bundesländern in Deutschland untersucht. Die angelieferten Falltiere sind auf ausgewählte patho-morphologische Auffälligkeiten adspekto- risch und palpatorisch untersucht worden. Darüber hinaus wurden die Kadaver auf das Vorhandensein und die korrekte Ausführung von Betäubungs- und Tötungsmaßnahmen überprüft. Insgesamt konnten an 48,8 % (Konfidenzintervall [KI] 45,4–52,3 %) der Tierkörper Veränderungen nachgewiesen werden. Bei den angelieferten notgetöteten Tieren wiesen 24,3 % (KI 17,7–32,1 %) der durchgeführten Bolzenschüsse, 36,4 % (KI 10,9–69,2 %) der ausgeführten Strommarken bei der Elektrobe- täubung bzw. -tötung und 38,5 % (KI 29,6–47,9 %) der sicht- baren Entblutungsmaßnahmen auf eine fehlerhafte Durchfüh- rung hin. Dies geht für das Tier mit einem erhöhten Risiko für länger anhaltende Schmerzen und Leiden einher. Diese Ergebnisse zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Es sollte durch regelmäßige und flächendeckende Erhebungen eine Datengrundlage geschaffen und Problempunkte identifi- ziert werden. Dies wäre ein weiterer wichtiger Schritt, um die Tierhaltung in Deutschland zu verbessern.

Abstract

Practicable indicators for recording patho-mor- phological changes in cattle and pigs at ani- mal by-product processing plants in Germany under practical conditions

In recent years, we have witnessed an increasing number of reported animal welfare scandals in livestock farm- ing. It is reasonable to ask how the associated animal suffering remained undetected and if it could have been prevented by targeted veterinary controls. In Germany, a legal basis for the introduction of obligatory inspections to record animal welfare aspects in fallen stock at animal by-product processing plants does not exist. Thus, the aim of the present study was to use suitable indicators of abnormalities in animal welfare and thereby identify problems in animal husbandry in various regions in Germany. Furthermore, we aimed to find out if the frequency of detected abnormalities was region specific and could be associated with the prevailing husbandry system in the region. In total, 836 delivered carcasses of fallen stock (416 pigs and 420 cattle) at ten processing plants in eight German states were examined for selected pathomorphological abnor- malities by means of visual inspection and palpation. In addi- tion, the carcasses were checked for the presence and correct execution of stunning and killing measures. The results showed that 48.8% (confidence interval [CI] 45.4–52.3%) of the carcasses showed abnormalities. In the emergency killed animals, 24.3% (CI 17.7–32.1%) of the performed bolt shots, 36.4% (CI 10.9– 69.2%) of the electric stun marks and 38.5% (CI 29.6–47.9%) of the visible bleeding measures indicated that the killing had been done incorrectly, which is associated with an increased risk of prolonged pain and suffering for the animal. These results demonstrate an urgent need for action. Regular and compre- hensive surveys should be conducted to create a data basis and identify problem areas. This would be another important step towards improving animal husbandry in Germany.

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