Abstract
Einleitung: In Deutschland leiden 6–10% der Menschen an klinisch relevanten Schlafstörungen, insbesondere unter der arbeitenden Bevölkerung. Werden diese chronisch, können sie zu schwerwiegenden Erkrankungen führen und einen beträchtlichen Teil der Abwesenheit vom Arbeitsplatz ausmachen. Deshalb wurde ein Kneippkurprogramm für nicht-organische Schlafstörungen als ein nicht-medikamentöses Behandlungskonzept im Kurort Füssen entwickelt und überprüft.
Methodik: Randomisierte monozentrische klinische Studie mit 5 Erhebungszeitpunkten (prä-/post-Intervention, 1, 3 und 6 Monate nach Intervention). Intervention: 19-tägiges multimodales Kneippprogramm (Ordnungstherapie, Hydro- und Thermotherapie, Bewegungstherapie). Primäre Zielgröße: Subjektive Schlafqualität (PSQI-Gesamtscore von 0–21 Punkte:≤5 Punkte=gesunder Schlaf, PSQI-Wert 5–10 Punkte=schlechte Schlafqualität, PSQI-Gesamtscore>10 Punkte=chronische Schlafstörung). Sekundäre Zielgrößen: Allgemeines Wohlbefinden (WHO-5-Wellbeing-Index), chronische Stressbelastung (TICS), dysfunktionale Überzeugungen zum Schlaf (DAB-16), Teilnehmerzufriedenheit.
Ergebnisse: 96 Erwachsene mit Schlafstörungen (mittleres Alter 56 Jahre, 83% weiblich) wurden in eine Interventionsgruppe IG (N=47) und Wartekontrollgruppe WG (N=49) randomisiert. Zu Studienbeginn gab es keine relevanten Gruppenunterschiede (PSQI-Gesamtwerte: IG 11,7±3,1, WG: 10,6±3,0). Nach 1, 3 und 6 Monaten erhöhte sich der Anteil guter Schläfer deutlich stärker in IG versus WG: 34 vs. 10% nach 1 Monat, 40 vs. 12% nach 3 Monaten sowie 28 vs. 14% nach 6 Monaten. Nach 1, 3 und 6 Monaten reduzierte sich der mittlere PSQI-Gesamtscore deutlich stärker in IG als in der WG: − 4,44 Pkt. vs. − 1,14 Pkt. nach 1 Monat (p=0,001), − 4,19 Pkt. vs. − 1,14 Pkt. nach 3 Monaten (p=0,014]) und − 3,53 Pkt. vs. − 1,28 Pkt. nach sechs Monaten (p=0,111). Dabei erzielte die IG eine klinisch relevante Reduktion des PSQI-Scores von minus 3 Punkten zu allen Messzeitpunkten im Follow-up. Vergleichbare positive Effekte zeigten sich bei der IG bzgl. des allgemeinen Wohlbefindens, der chronischen Stressbelastung und den dysfunktionalen Gedanken zum Schlaf.
Schlussfolgerung: Die ambulante multimodale Kneippkur erzielte signifikante Verbesserungen bei Schlafqualität und Wohlbefinden sowie eine Reduktion der chronischen Stressbelastung bei Erwachsenen mit nicht-organischen Schlafstörungen. Die Nachhaltigkeit der Effekte über 6 Monate hinaus müssten in weiteren Studien untersucht werden.
Dokumententyp: | Zeitschriftenartikel |
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Keywords: | Primäre Insomnie; Kneipptherapie; Medizinische Kur; Rehabilitationsforschung; Schlafqualität; Wohlbefinden, Primary Insomnia; Kneipp therapy; health care research; rehabilitation research; Sleep quality; Wellbeing |
Fakultät: | Medizin > Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie
Medizin > Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie > Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung |
Themengebiete: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit |
ISSN: | 0940-6689 |
Sprache: | Deutsch |
Dokumenten ID: | 103631 |
Datum der Veröffentlichung auf Open Access LMU: | 23. Jun. 2023, 08:44 |
Letzte Änderungen: | 22. Nov. 2023, 15:57 |