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Kappl, Ursula; Huppertz, Bernd; Stöver, Heino und Stich, Heribert (2023): Betäubungsmittelkonsum unter Bewährungs- und Führungsaufsicht. Eine Langzeituntersuchung zum risikogruppenspezifischen Rückfallgeschehen unter Abstinenzauflagen. In: Gesundheitswesen, Bd. 86, Nr. 2: S. 148-154

Volltext auf 'Open Access LMU' nicht verfügbar.

Abstract

Zielsetzung der Studie Zielsetzung dieser Langzeituntersuchung war die Erfassung substanzspezifischer Prävalenzen widerrechtlichen Konsums von Betäubungsmittel (BTM) trotz gerichtlicher Abstinenzauflagen.

Methodik Auf der Grundlage der Amtshilfe für die Bewährungshilfe eines Landgerichtes wurden durch ein Gesundheitsamt Urinasservate gewonnen. Die individuelle und valide Zuordnung dieser Urinproben wurde durch Anwendung eines bewährten Marker-Systems gewährleistet. Nach postalischem Versand erfolgten in einem externen Labor die laborchemischen Analysen auf BTM-Rückstände mittels Enzymimmunoassay und Validierung durch Massenspektrographie im Falle positiver BTM-Nachweise. Auf der Basis aller vorliegenden Routinedaten konnte ein gepoolter Datensatz über insgesamt vierzehn konsekutiver Kalenderjahre (2006–2019) digital generiert und anonymisiert ausgewertet werden.

Ergebnisse Von insgesamt 380 Betroffenen (weiblich: 13% versus männlich: 87%; Durchschnittsalter: 30,4 Jahre) lagen 13.500 BTM-Einzelanalysen aus 2.941 Urinproben vor. Dabei waren in 2,7% aller Einzelanalysen mindestens eines von acht potentiellen BTMs nachzuweisen, wobei sich für Cannabis mit 3,7% und für Opiate mit 2,4% die weitaus höchsten Gesamtprävalenzen im Sinne eines Rückfalles feststellen ließen. Hingegen waren fast keine Rückstände für Barbiturate und LSD beziehungsweise keinerlei positive Nachweise für Buprenorphine und PCP zu führen. Erwartungsgemäß waren die meisten Rückfälle in allen BTM-Gruppen in den Altersgruppen von 18 bis 35 Jahren vorzufinden. Auffallenderweise verstießen mehr Frauen als Männer mit Amphetaminen gegen die gerichtliche Abstinenzauflage, während sich die Rückfälle mit den anderen sieben BTM-Gruppen vorwiegend bei Männern ereigneten. Im Verlauf des gesamten Beobachtungszeitraumes waren für Cannabis, Opiaten und Cocain die deutlichsten Schwankungen bei den Rückfallhäufigkeiten vorzufinden.

Schlussfolgerung BTM-Konsum während der Bewährungs- und Führungsaufsicht scheint eher kein seltenes Ereignis zu sein und fand bisher wenig fachliche Beachtung. Durch ein vermehrtes Augenmerk auf dieses gruppenspezifische Rückfallgeschehen und durch mehr themenbezogene Studien sollte dieses Defizit gemindert werden.

Abstract

Study objective The aim of this long-term study was to record substance-specific prevalences of illegal use of narcotics despite court-imposed abstinence requirements.

Methods Urine assays were obtained by a public health department on the basis of administrative assistance for the probation department of a district court. The individual and valid allocation of these urine samples was ensured using a proven marker system. After postal dispatch, laboratory chemical analyses for narcotics residues were carried out in an external laboratory via enzyme immunoassay and validation by mass spectrography in the case of positive narcotics results. On the basis of all available routine data, a pooled data set covering a total of fourteen consecutive calendar years (2006–2019) was generated digitally and evaluated anonymously.

Results From a total of 380 subjects (female: 13% versus male: 87%; average age: 30.4 years), 13,500 individual narcotic substance analyses from 2,941 urine samples were available. In 2.7% of all individual analyses, at least one of eight potential narcotic substances was detected, whereby the highest overall prevalences in the sense of a relapse were found for cannabis with 3.7% and for opiates with 2.4%. In contrast, there were almost no residues for barbiturates and LSD and no positive evidence for buprenorphine and PCP. As expected, most relapses in all narcotics groups were found in the age groups from 18 to 35 years. Strikingly, more women than men violated the court abstinence order with amphetamines, while relapses with the other seven narcotics groups occurred predominantly among men. In the course of the entire observation period, the most marked fluctuations in relapse rates were found for cannabis, opiates and cocaine.

Conclusion The use of narcotic substances during probation and parole supervision does not appear to be a rare occurrence and has received little professional attention. Increased attention to this group-specific recidivism and more studies on this topic should help reduce this deficit.

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