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Darius, Sabine; Böckelmann, Irina; Herbig, Britta ORCID logoORCID: https://orcid.org/0000-0002-6772-5255; Voss, Amanda S.; Weinmann, Tobias ORCID logoORCID: https://orcid.org/0000-0002-4582-5191 und Pauli, Roman (2025): Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis auf die Arbeitswelt in Deutschland: Aktuelle Entwicklungen und zukünftige Herausforderungen aus arbeits- und betriebsmedizinischer Sicht. In: Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin: ASU Zeitschrift für medizinische Prävention, Bd. 2025, Nr. 12: S. 749-756

Volltext auf 'Open Access LMU' nicht verfügbar.

Abstract

Zielstellung: Vor dem Hintergrund des seit April 2024 legalen Konsums von Cannabis zu Genusszwecken sollten die Auswirkungen des Cannabisgesetzes (CanG) auf den Berufsalltag in der Arbeits- und Betriebsmedizin untersucht, erste betriebliche Reaktionen dokumentiert sowie künftige Handlungsbedarfe identifiziert werden.

Methode: Zwischen September und Dezember 2024 wurden Ärztinnen und Ärzte der Arbeits- und Betriebsmedizin zu einer querschnittlichen Online-Befragung eingeladen. Insgesamt nahmen 749 Personen teil. Erhoben wurden die Einschätzungen der Legalisierungsfolgen, Konsumprävalenzschätzungen, cannabisbezogene betriebliche Maßnahmen und Regulierungen sowie der Fortbildungsbedarf.

Ergebnisse: Etwa ein Drittel der Befragten berichtet spürbare Auswirkungen der Legalisierung auf ihre betriebsärztliche Tätigkeit; 60 % erwarten künftig einen deutlichen Einfluss. 70,7% halten eine Zunahme suchtbezogener Probleme in den Betrieben für wahrscheinlich; 41,2% rechnen mit mehr Arbeitsunfällen und mehr Fehlzeiten. Rund zwei Drittel der von den Befragten betreuten Unternehmen verfügen über allgemeine Regelungen zu Suchtmitteln, weniger als ein Drittel über cannabisspezifische Maßnahmen. Die Gesamtbewertung der Legalisierung fällt mit einem Mittelwert von 28,4 (Skala 0–100, Median = 16) eher kritisch aus. Der eigene Kenntnisstand zu Konsum und Wirkweise wird mehrheitlich als moderat bis gut eingeschätzt, gleichwohl besteht Fortbildungsbedarf zu Grenzwerten, kognitiven Auswirkungen und der Pharmakokinetik des Cannabiskonsums.

Schlussfolgerung: Ein halbes Jahr nach der Legalisierung des Freizeitkonsums von Cannabis sind Auswirkungen in den Betrieben (noch) nicht flächendeckendend spürbar. Angesichts der erwarteten Veränderungen empfiehlt sich ein weiteres begleitendes Monitoring. Bestehende Strukturen der betrieblichen Suchtprävention sollten um cannabisbezogene Fortbildungsangebote erweitert und bestehende betriebliche Vereinbarungen auf ihre substanzübergreifende Gültigkeit geprüft werden.

Abstract

Objective: In light of the legalization of cannabis for recreational pur�poses since April 2024 in Germany, the impact of the Cannabis Act (CanG) on professional life in occupational and corporate medicine was examined, initial workplace reactions documented, and future needs for action identified.

Method: Between September and December 2024, doctors in occupation�al and corporate medicine were invited to participate in an online cross�sectional survey. N=749 participated. Consequences of legalization, consumption prevalence estimates, cannabis-related workplace measures and regulations, and continuing education needs were assessed.

Results: About one-third of respondents report noticeable impacts of legalization on their work as occupational physicians; 60% expect significant effects in the future. 70.7% consider an increase in addictionrelated problems in workplaces likely; 41.2% anticipate more workplace accidents and absenteeism. Approximately two-thirds of the supervised companies have general regulations regarding addictive substances, less than one-third have cannabis-specific measures. The retrospective overall evaluation of the legalization is rather critical, with a mean value of 28.4 (scale 0–100, median = 16). Respondents assess their own knowledge about consumption and effects as moderate to good; however, there is a demand for further education on limits values, cognitive effects, and the pharmacokinetics of cannabis consumption.

Conclusion: Half a year after the legalization of recreational cannabis consumption, impacts on workplaces are not (yet) widespread. Given the expected changes, continued monitoring is recommended. Existing struc�tures for occupational addiction prevention should be expanded to include cannabis-specific educational programs, and existing workplace agreements should be reviewed to ensure their validity across all substances.

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