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Kruck, Andreas (2016): Ratingfiaskos und Regulierungsdilemma. Was die Fiaskoforschung aus dem Umgang mit den Fehlern von Ratingagenturen lernen kann. In: Zeitschrift für Politik, Bd. 63, Nr. 2: S. 210-225

Volltext auf 'Open Access LMU' nicht verfügbar.

Abstract

Trotz weithin konsensualer Wahrnehmung und erheblicher Schwere ihrer Ratingfiaskos bestimmen Ratingagenturen weiter (mit) über die Refinanzierungsmöglichkeiten und -kosten von privaten und staatlichen Schuldnern. Investoren folgen nach wie vor ihrem Kreditwürdigkeitsstandard. Der Status von Ratingagenturen als private transnationale Autoritäten erweist sich als bemerkenswert »fiaskofest«. Dies liegt in erheblichem Maße daran, dass dieser autoritative Status als Governance-Akteure durch frühere staatliche Autorisierung, aber auch durch (Re-)Regulierungsbestrebungen nach Ratingfiaskos institutionalisiert und festgeschrieben wurde. Der pfadabhängige regulatorische Umgang mit Ratingfiaskos unterstreicht den Mehrwert einer historisch-institutionalistischen Analyseperspektive, die fokussiert, wie in der Vergangenheit liegende - aus heutiger Sicht fehlerhafte - Politikentscheidungen ein späteres Regulierungsdilemma beförderten, welche die Handlungsspielräume bei der lernbasierten Vermeidung von zukünftigen Fiaskos qua Reregulierung einengen. Für den politischen Umgang mit Fiaskos kommt es oft nicht primär, und schon gar nicht ausschließlich auf die Eindeutigkeit und Schwere eines Fehlers bzw. hegemoniale Konstruktionen von Fiaskos und deren Resonanz an. Für die politikwissenschaftliche Analyse von Fiaskos - und insbesondere deren Management und Prävention - gilt es vielmehr, mit geeigneten konzeptuellen und theoretischen Mitteln auch nicht-intendierte institutionelle Dynamiken und historische Pfadabhängigkeiten in den Blick zu nehmen, da diese die politischen Kapazitäten zum effektiven Handeln beim Management und der Prävention von Fiaskos erheblich beschneiden können, selbst wenn weithin geteilte Problemwahrnehmungen und Verantwortungszuweisungen vorliegen.

Abstract

Even after widely recognized and severe rating fiascos credit rating agencies continue to co-determine access to capital and costs of borrowing for both private and public debtors. Investors still follow CRAs’ standard of credit-worthiness. CRAs’ »fiasco-resilient« status as authoritative governance actors has been institutionalized and entrenched by both previous state empowerment and later post-fiasco re-regulation. States’ path-dependent regulatory approach to dealing with CRAs’ rating fiascos underlines the value-added of a historical institutionalist perspective to the study of fiascos. (Flawed) policy decisions in the past may create a later regulatory dilemma which in turn limits the scope for the learning-based prevention of future fiascos by means of post-fiasco re-regulation. The case of CRAs thus underlines that often it is not primarily, let alone exclusively, the unequivocal »objective« existence of severe mistakes or the »intersubjective« resonance of hegemonic constructions of policy fiascos that are key to understanding political actors’ dealing with these fiascos. Rather, it is crucial for Political Science approaches to fiasco management and prevention to (also) focus on non-intended institutional dynamics and historical path-dependencies, since the latter may severely constrain political actors’ capacity to effectively act even on the basis of widely shared problem definitions and responsibility attributions.

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