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Bender, Andreas; Jox, Ralf J.; Grill, Eva; Straube, Andreas und Lulé, Dorothée (2015): Wachkoma und minimaler Bewusstseinszustand. Systematisches Review und Metaanalyse zu diagnostischen Verfahren. In: Deutsches Ärzteblatt, Bd. 112, Nr. 14: S. 235-242

Volltext auf 'Open Access LMU' nicht verfügbar.

Abstract

Hintergrund: Akute Hirnschädigungen können zu schweren Bewusstseinsstörungen bis hin zum Wachkoma, dem sogenannten Syndrom reaktionsloser Wachheit (SRW), führen. Die Abgrenzung des SRW von einem Zustand mit einem erhaltenen Minimalbewusstsein („minimally conscious state“, MCS) ist schwierig und die Rate an Fehldiagnosen mit 37–43 % erschreckend hoch. Einfach ist demgegenüber die Differenzialdiagnose zum Hirntod, bei dem es sich um eine völlig andere Situation handelt. Die Bewertung diagnostischer Verfahren kann dazu beitragen, die Abgrenzung des erhaltenen Minimalbewusstseins vom SRW zu erleichtern.

Methoden: Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche sowie eine quantitative Metaanalyse der Testgüte neuer diagnostischer Verfahren zur MCS-Diagnose.

Ergebnisse: 20 Studien mit insgesamt 906 SRW/MCS-Patienten konnten identifiziert und ausgewertet werden. Sensitivität und Spezifität der unterschiedlichen Verfahren zur MCS-Diagnose waren heterogen und betrugen bei fMRT-basierten Verfahren (fMRT = funktionelle Magnetresonanztomographie) 44 % (95-%-Konfidenzintervall [KI]: 19–72) beziehungsweise 67 % (95-%-KI: 55–77) und beim quantitativen EEG 90 % (95-%-KI: 69–97) beziehungsweise 80 % (95-%-KI: 66–90). EEG-, ereigniskorrelierte Potenzial- und bildgebende Verfahren könnten einen Beitrag zur Prognostizierung leisten. Entgegen früherer Annahmen können 10–24 % der SRW-Patienten auch noch nach Jahren das Bewusstsein wiedererlangen, sie weisen dann allerdings deutliche funktionelle Behinderungen auf.

Schlussfolgerungen: Die diagnostische Basis für die Differenzierung zwischen SRW und MCS ist die standardisierte klinische Untersuchung. Künftig könnten moderne Verfahren helfen, weitere Patienten zu identifizieren, die subklinisch ein erhaltenes Minimalbewusstsein haben.

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