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Starke, Philipp (2020): Freiwilliger Verzicht auf Essen und Trinken – zur ethischen Lagebestimmung eines ambivalenten Begriffs. In: Ethik in der Medizin, Vol. 32: pp. 171-187 [PDF, 292kB]

Abstract

Wie ist der Freiwillige Verzicht auf Essen und Trinken und eine medizinische Begleitung dabei ethisch zu bewerten? Die ethische Bewertung des Freiwilligen Verzichts auf Essen und Trinken stellt Patienten und Angehörige, aber auch begleitende Ärzte und Pflegende vor erhebliche Schwierigkeiten. Basierend auf Ergebnissen eigener qualitativer Interviews mit Personen nach dem FVET ihrer Angehörigen legt dieser Artikel die bestehende Unklarheit und inhärente ethische Ambivalenz des Begriffs FVET frei, stellt aber in der Unterscheidung von FVET-Fällen – mit bzw. ohne terminale Erkrankung – einen Weg zur Lösung der Frage nach der ethischen Bewertung des „Sterbefastens“ und seiner medizinischen Begleitung vor: Ethisch wird der Freiwillige Verzicht auf Essen und Trinken und seine medizinische Begleitung erst in der Analyse von Situation und Intention der Handelnden beurteilbar. Ausgehend vom Konzept eines frei gewollten Verzichts auf Essen und Trinken bei einsichts- und einwilligungsfähigen Personen mit dem Bewusstsein, damit ihr Leben zu verkürzen oder zu beenden, wird mit der Philosophie Thomas von Aquins argumentiert, dass eine ethische Bewertung die Begleitumstände und beabsichtigten Ziele miteinschließen muss, ebenso wie die Auswirkungen auf Angehörige und die Implikationen von und für ein Behandlungsteam.

Abstract

Definition of the problem An ethical evaluation of voluntary stopping of eating and drinking (VSED) continues to be challenging not only for patients and proxies, but also for accompanying physicians and nurses. This article intends to clarify the existing ambiguity and ethical ambivalence often encountered when discussing VSED. Arguments Informed by qualitative research with proxies of VSED persons, the distinction of individuals with and without terminal disease is introduced as a game-changing factor when tackling VSED in the ethical field. Setting the precondition of an autonomous patient with full decision-making capacity and basing on Thomas Aquinas’ fonts of morality, to look at intention and situation helps to ethically evaluate VSED and its medical support. Conclusion Focusing on the primary intentions of terminally ill patients—moderating, not intentionally causing death—VSED appears ethically acceptable. Consequently, support by health care professionals should be provided, valuable both for the person concerned as well as her proxies. In cases of non-terminally ill persons, accompanying VSED needs to be answered in a broader context: specifically, of how to address the wish to end life by a person possessing full decision-making capacity.

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