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Bernert, Guenther; Hahn, Andreas; Köhler, Cornelia; Meyer, Sascha; Schara, Ulrike; Schlachter, Kurt; Trollmann, Regina und Walter, Maggie C. (2021): Expertenempfehlung: Therapie nichtgehfähiger Patienten mit Muskeldystrophie Duchenne. In: Der Nervenarzt, Bd. 92, Nr. 4: S. 359-366 [PDF, 338kB]

Abstract

BACKGROUND Duchenne muscular dystrophy (DMD) is the most frequent genetic neuromuscular disease in childhood with loss of ambulation usually occurring around the age of 9-11 years. OBJECTIVE, MATERIAL AND METHODS Based on current guidelines and clinical trials, neuropediatric and neurological experts developed recommendations for the treatment of nonambulatory DMD patients focusing on drug treatment of adults. This advisory board was sponsored by PTC Therapeutics, the distributers of the substance ataluren. RESULTS AND CONCLUSION Loss of ambulation is heterogeneously defined across clinical trials. Among others, the need of a wheelchair, ambulation without mobility aids or maximum walking distance can be suitable parameters for assessment. Treatment of DMD patients at any stage of the disease is based on supportive and symptomatic measures, which should be continued after loss of ambulation. In addition, disease-modifying drugs are available for the treatment of DMD and glucocorticoids are the usual standard of care treatment even beyond the loss of ambulation. Ataluren, a potentially dystrophin restorative, disease-modifying treatment, has been approved for patients with DMD due to a nonsense mutation (nmDMD), which applies to approximately 13% of DMD patients and is usually combined with steroids. Clinical data from the STRIDE registry demonstrated a delayed disease progression even after loss of ambulation. Currently, no reliable data are available for exon skipping approaches in adult DMD patients. The antioxidant idebenone could be an option in nonambulant adolescent patients not treated with glucocorticoids and without other therapeutic options. A combination treatment of idebenone and glucocorticoids is currently being investigated in a clinical trial. Add-on treatment with idebenone in addition to ataluren may be considered for nonambulant nmDMD patients. Some of the discussed treatment options are still in clinical trials or there are not enough data for older DMD patients; therefore, these expert recommendations correspond to evidence class IV.

Abstract

ZUSAMMENFASSUNG HINTERGRUND: Die Muskeldystrophie Duchenne (DMD) ist die häufigste genetische neuromuskuläre Krankheit im Kindesalter, bei der es meist im Alter von 9 bis 11 Jahren zum Verlust der Gehfähigkeit kommt. ZIEL DER ARBEIT UND MATERIAL UND METHODEN Auf der Grundlage aktueller Leitlinien und Studien erarbeiteten neuropädiatrische und neurologische Experten im Rahmen eines von der Firma PTC Therapeutics GmbH (Frankfurt am Main, Deutschland), die die Substanz Ataluren vertreibt, gesponserten Advisory Boards Empfehlungen zur Behandlung nichtgehfähiger Patienten mit DMD mit Schwerpunkt medikamentöse Therapien von Erwachsenen. ERGEBNISSE UND DISKUSSION Der Verlust der Gehfähigkeit wird in Studien sehr unterschiedlich definiert und bezieht sich u. a. auf die Rollstuhlpflicht, das selbständige Gehen ohne Hilfsmittel oder die maximale Gehstrecke. Grundlage der Therapie von Patienten mit DMD in jedem Krankheitsstadium sind supportive und symptomatische Maßnahmen, die in der Regel auch nach dem Verlust der Gehfähigkeit intensiv weitergeführt werden sollten. Zusätzlich stehen den Patienten medikamentöse Therapien mit dem Ziel der Modifikation des Krankheitsverlaufes zur Verfügung. Glukokortikoide bilden den Stützpfeiler der medikamentösen Therapie auch über den Verlust der Gehfähigkeit hinaus, dann meist in reduzierter Dosis. Für Patienten mit DMD aufgrund einer Nonsense-Mutation (nmDMD), ca. 13 % aller DMD-Patienten, steht Ataluren als potenziell dystrophinwiederherstellende, krankheitsmodifizierende Therapie zur Verfügung; klinische Daten aus dem STRIDE-Register zeigen eine verzögerte Krankheitsprogression auch nach Verlust der Gehfähigkeit. Zum Exon-Skipping liegen für erwachsene Patienten derzeit noch keine belastbaren Daten vor. Das Antioxidans Idebenon kommt bei nichtgehfähigen, jugendlichen Patienten ohne therapeutische Alternative, die nicht mit Glukokortikoiden behandelt werden können, infrage. Ataluren eignet sich zur kombinierten Behandlung mit Glukokortikoiden, eine Kombination von Idebenon und Glukokortikoiden wird derzeit in einer klinischen Studie überprüft. Eine Add-on-Therapie mit Idebenon zusätzlich zu Ataluren ist bei nichtgehfähigen nmDMD-Patienten zu erwägen. Bedingt durch die Tatsache, dass sich einige der diskutierten Therapieoptionen noch in der Phase der klinischen Prüfung befinden oder noch keine oder nur begrenzte Daten für ältere Patienten mit DMD vorliegen, handelt es sich um Expertenempfehlungen entsprechend der Evidenzklasse IV.

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