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Schmoch, Thomas; Brenner, Thorsten; Becker-Pennrich, Andrea; Hinske, Ludwig Christian; Weigand, Markus A.; Briegel, Josef und Möhnle, Patrick (2021): Praxis der medikamentösen Thromboseprophylaxe und Antikoagulation bei Patienten mit Sepsis und vorbestehender Antikoagulation oder Heparin-induzierter Thrombozytopenie Typ II — Ergebnisse einer deutschlandweiten Umfrage auf Intensivstationen. In: Anaesthesist, Bd. 71, Nr. 3: S. 193-200 [PDF, 1MB]

Abstract

BACKGROUND A~pre-existing anticoagulation treatment and predisposing diseases for thromboembolic events represent common problems in patients with sepsis or septic shock; however, these conditions are not addressed in current national guidelines for sepsis and septic shock. One of the aims of this nationwide survey in Germany was therefore to determine how intensive care physicians deal with these problems. METHODS From October 2019 to May 2020, we conducted a~nationwide survey among German medical directors of intensive care units (ICU) addressing anticoagulation and drug-based prophylaxis of venous thromboembolism (VTE) in patients with sepsis and sepsis-induced coagulopathy. One focus was the procedure for patients with a~pre-existing anticoagulation treatment or a~previously known heparin-induced thrombocytopenia (HIT) type~2 (acute symptomatic vs. dating back years). RESULTS In most of the participating ICUs pre-existing anticoagulation is largely continued with low molecular weight heparin preparations or unfractionated heparin. In patients with pre-existing HIT type~2 both acute symptomatic and dating back years, argatroban represents the drug of choice. There is a~high degree of variability in the definition of the target values, usually being well above the range for pure VTE prophylaxis. CONCLUSION Data on the continuation of anticoagulation beyond VTE prophylaxis with a~subsequently increased risk of bleeding in patients with sepsis and septic shock is limited and treatment decisions are in many cases subject to individual consideration by the practitioner. The results of our survey imply the need for a~systematic work-up of this topic in order to support daily practice in many ICUs with the required evidence. ZUSAMMENFASSUNG HINTERGRUND: Sowohl eine vorbestehende Antikoagulation als auch prädisponierende Vorerkrankungen für Thromboembolien stellen ein häufiges Problem bei Patienten mit Sepsis dar, wenngleich der Umgang mit diesen Rahmenbedingungen von den aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien für Sepsis und septischen Schock nicht adressiert wird. Ein Ziel der hier vorliegenden deutschlandweiten Umfrage war es, den Umgang von Intensivmedizinern mit derartigen Problemen zu eruieren. METHODEN Von Oktober 2019 bis Mai 2020 führten wir eine deutschlandweite Umfrage unter ärztlichen Leitern von Intensivstationen zum Thema Antikoagulation und medikamentöser Thromboseprophylaxe bei Sepsis und Sepsis-induzierter Koagulopathie durch. Ein Fokus war hierbei, das Vorgehen bei Patienten mit vorbestehender Indikation zur therapeutischen Antikoagulation sowie bei vorbekannter Heparin-induzierter Thrombopenie Typ~II (HIT-II) (akut-symptomatisch vs. Jahre zurückliegend) zu eruieren. ERGEBNISSE Die Umfrageergebnisse zeigen, dass auf den meisten der teilnehmenden Intensivstationen eine vorbestehende Antikoagulation größtenteils mit niedermolekularen Heparinpräparaten oder unfraktioniertem Heparin fortgeführt wird. Bei bekannter HIT-II wird Argatroban bevorzugt, unabhängig davon, ob es sich um eine Jahre zurückliegende oder eine akut-symptomatische HIT-II handelt. Eine hohe Variabilität besteht bei der Festlegung der Zielwerte für die Antikoagulation, wobei diese größtenteils deutlich über dem Bereich einer reinen venösen Thromboembolie(VTE)-Prophylaxe zu liegen kommen. SCHLUSSFOLGERUNG Die Datenlage zur Fortführung einer über die reine VTE-Prophylaxe hinausgehenden Antikoagulation mit konsekutiv erhöhtem Blutungsrisiko bei Patienten mit Sepsis und septischem Schock ist eingeschränkt, und Therapieentscheidungen unterliegen in vielen Fällen einer individuellen Abwägung des Behandlungsteams. Die Ergebnisse unserer Umfrage implizieren die Notwendigkeit einer systematischen Aufarbeitung dieses Themenfeldes, um die auf vielen Intensivstationen gelebte Praxis mit der gebotenen Evidenz zu unterlegen.

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