
Abstract
Die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Homöopathie wird heute meist ausschliesslich vor dem Hintergrund des neuzeitlichen Begriffs von Naturwissenschaft diskutiert. Dabei wird übersehen, dass die Homöopathie – wissenschaftsgeschichtlich betrachtet – mehrere Wurzeln hat, die sich im Wesentlichen auf zwei wirkmächtige Wissenschaftstraditionen zurückführen lassen. Zum einen Prinzipien und Begriffe des Aristotelismus, die 2000 Jahre die abendländische Wissenschaftsgeschichte dominierten, zum anderen das moderne Konzept von Naturwissenschaft, das erst seit weniger als 200 Jahren die Medizingeschichte bestimmt. Umfasste Aristoteles’ «Wissenschaft vom Lebendigen» noch ontologische und teleologische Dimensionen zum Zwecke eines einheitlichen Naturverständnisses, so verengte sich das neuzeitliche naturwissenschaftliche Interesse auf funktionale und kausale Erklärungen der Phänomene im Hinblick auf Naturbeherrschung. Nicht nur zur Verhinderung weiterer ökologischer Katastrophen, sondern auch zur Rückgewinnung verlorengegangener Dimensionen unseres Lebens sollte die Einseitigkeit und Theorielastigkeit unseres modernen naturwissenschaftlichen Weltbildes durch ein Gegengewicht lebensweltlich-praktischer aristotelischer Kategorien ausbalanciert werden. Auf diese Weise liesse sich auch die Frage der Wissenschaftlichkeit der Homöopathie in einem breiteren, eher aristotelischen Sinne neu stellen und diskutieren.
Item Type: | Journal article |
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Form of publication: | Publisher's Version |
Faculties: | Medicine |
Subjects: | 600 Technology > 610 Medicine and health |
URN: | urn:nbn:de:bvb:19-epub-17927-4 |
ISSN: | 1663-7607 |
Alliance/National Licence: | This publication is with permission of the rights owner freely accessible due to an Alliance licence and a national licence (funded by the DFG, German Research Foundation) respectively. |
Language: | German |
Item ID: | 17927 |
Date Deposited: | 09. Jan 2014, 08:22 |
Last Modified: | 04. Nov 2020, 12:59 |