Abstract
Sizilien spielt im italienischen Sprachraum eine ganz besondere – und ganz besonders faszinierende – Rolle, die sich nur in historischer Perspektive verstehen lässt. Zwar gibt es bereits zur Zeit der Romanisierung manche Gemeinsamkeiten mit dem süditalienischen Festland, etwa die Existenz bedeutender griechischer Kolonien. Aber die Arabisierung (seit 831 n.Chr.) und die Reromanisierung im Gefolge der normannischen Eroberung (seit 1061 n.Chr.) gaben dem Sprachraum eine spezifische Prägung; es zeichnen sich hier Parallelen zur Sprachgeschichte der Iberischen Halbinsel ab, die sich durch die lange Zugehörigkeit zu Aragón und Spanien (1282-1861) noch verfestigt haben. Gleichzeitig stand Sizilien stets im kulturellen, d.h. auch: sprachlichen, und wirtschaftlichen Austausch mit dem Festland.
2Das Beispiel Sizilien zeigt sehr klar die Notwendigkeit, die ’nationale‘ Sprachgeschichtsschreibung, die sich ausschließlich am Fluchtpunkt der sprachlichen Einigung orientiert, durch eine regionale Darstellung zu ergänzen: Die eigenständige Geschichte dialektaler Großräume lässt sich gerade nicht auf die Entstehung (‚Ausbau‘ und Standardisierung), Verbreitung (‚Überdachung‘) und politische Durchsetzung nationalsprachlicher Varietäten projizieren.
Dokumententyp: | Vorlesung |
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Keywords: | Kontinuität, Überdachung, Historischer Sprachkontakt, Sizilianisch |
Fakultät: | Sprach- und Literaturwissenschaften > Department 2 > Romanische Philologie |
Themengebiete: | 400 Sprache > 450 Italienisch, Rumänisch, Rätoromanisch |
Sprache: | Deutsch |
Dokumenten ID: | 61297 |
Datum der Veröffentlichung auf Open Access LMU: | 19. Mrz. 2019, 11:53 |
Letzte Änderungen: | 19. Mrz. 2019, 11:53 |