Abstract
Die Digitalisierung der Medizin verspricht große Chancen. Zugleich existieren dystopische Reflexionen ihrer Umsetzung. Der Beitrag befragt den weitreichendstenEntwurf zur Digitalisierung der Medizin – die auf Prädiktion, Prävention,Personalisierung und Partizipation abzielende P4-Medizin – auf seine sozialen Folgen. Dabei führt eine Priorisierung der noch relativ unterentwickelten prozessanalytischen Perspektive in der Medikalisierungsanalyse zu einem komplexeren Bild, als es die vorherrschende Kritik erwarten dürfte. So wird zwar die Verfügung der Medizin auf alle Aspekte des menschlichen Lebens ausgedehnt, was mit einer Medikalisierung der individuellen Lebensführung, ihrer Umstellung auf medizinisches Risiko und der Abschaffung des lebensweltlichen Gesundheitsbegriffs als frei von Krankheit einhergeht. Allerdings greift die Diagnose einer totalen Medikalisierung zu kurz. Vielmehr muss sie als radikal gedacht werden, weil die P4-Medizin zugleich die institutionellen Grundlagen der Medizin verändern wird, also auch einen sozialen Prozess der Modernisierung anschiebt. Diesen ebenfalls im Kontext von Medikalisierung zu betrachten, hilft auch kritischen Perspektiven zu einer realistischen Einschätzung der Medikalisierungsaussichten
Dokumententyp: | Zeitschriftenartikel |
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Fakultät: | Evangelische Theologie > Abteilung für Systematische Theologie |
Themengebiete: | 200 Religion > 200 Religion |
ISSN: | 0170-0537 |
Sprache: | Deutsch |
Dokumenten ID: | 95503 |
Datum der Veröffentlichung auf Open Access LMU: | 29. Mrz. 2023, 06:36 |
Letzte Änderungen: | 29. Mrz. 2023, 06:36 |