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Schmidt, Johannes (13. November 2023): Freiheit im Stande der Unfreiheit. Studien zum Wandel des (spät-)modernen Freiheitsbegriffs. Masterarbeit, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München. [PDF, 416kB]

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Abstract

Die vorliegende Arbeit möchte sich das Verhältnis von Begriffs- und Sozialgeschichte zunutze machen, um durch den Wandel des modernen Freiheitsbegriffes ein Licht auf sozialgeschichtliche Veränderungen zu werfen. Dadurch soll ein ideologiekritischer Beitrag zum Verständnis der aktuell ubiquitären Bezugnahmen auf Freiheit geleistet werden, der sich nicht nur in polemischen Klagen über die zunehmende Verarmung und Individualisierung erschöpft, sondern nach dessen Wahrheitsmoment fragt, welches darin besteht, dass sich in Ideologien immer auch gesellschaftliche Wirklichkeit ausdrückt. Zu diesem Zwecke soll idealtypisch der begriffsgeschichtliche Wandel von Freiheit auf dem Gebiet der Geistesgeschichte nachgezeichnet werden. Dabei soll vor dem Hintergrund der Arbeiten von Alexandra Schauer und Gerhard Stapelfeldt gezeigt werden, dass sich auch der semantische Wandel des Freiheitsbegriffes durch eine Kreisbewegung auszeichnet: In der vormodernen Freiheit, welche im Wesentlichen eine relationale Rechtskategorie darstellte, die ausschließlich auf das Bestehende bezogen war und dort die Privilegien zwischen Freien und Unfreien bezeichnete, zeigt sich deren Mangel an Abstraktion, der sich auf die Naturgebundenheit dieser Gesellschaftsformationen zurückführen lässt. Der moderne Freiheitsbegriff, der in dieser Arbeit paradigmatisch in den Schriften von Kant und Marx dargelegt wird, unterschied sich von diesem dadurch, dass er nicht mehr nur auf das Bestehende verwies, sondern ein Kollektivsingular von Freiheit entstand, welcher dieses Bestehende kritisch transzendierte. Sozialgeschichtlich wird dies auf den modernen Entzweiungszusammenhang zurückgeführt, der sich durch die Realabstraktionen der kapitalistischen Produktionsweise erklären lässt und eine Trennung zwischen Individuum, Gesellschaft und Natur bzw. zwischen Erfahrungsraum und Erwartungshorizont ermöglichte. In einem dritten Schritt wird anhand der Schriften von Hayek und Nassehi aufgezeigt, inwiefern der transzendente Gehalt im Begriff der Freiheit wieder einkassiert wurde und sich semantisch abermals vorrangig auf das Bestehende beschränkt. Die spätmoderne Freiheit verweist bei diesen nicht mehr auf ein zukünftig vernünftigeres Neues, in dem die Individuen sich aus den Zwängen des Bestehenden befreien, sondern zeichnet sich im Kern durch das Prinzip von Versuch und Irrtum innerhalb einer spontanen verdinglichten Ordnung aus. Sozialgeschichtlich wird dies auf die zunehmende Verinnerlichung gesellschaftlicher Zwänge und der Vorherrschaft der Gegenwart zurückgeführt.

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