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Sachs, Linda (6. Februar 2024): Die „Lebensschutz“- Bewegung – ein extrem rechtes Phänomen? Zur Ideologie der sogenannten „Lebensschutz“-Bewegung. Eine qualitative Inhaltsanalyse der Reden des Münchner Marsch fürs Leben. Masterarbeit, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München. [PDF, 1MB]

Abstract

Die Masterarbeit untersucht die Ideologieelemente der sogenannten „Lebensschutz“-Bewegung und analysiert ob bzw. inwieweit sie als extrem rechts eingeordnet werden können. Trotz journalistischer und aktivistischer Verweise auf teils extrem rechte Positionen der Bewegung fehlt bislang eine umfassende, systematische und wissenschaftliche Analyse ihrer ideologischen Strukturen, Überschneidungen und Differenzen. Diese Arbeit leistet einen Beitrag diese Forschungslücke zu schließen und ein vertieftes Verständnis der „Lebensschutz“-Bewegung und ihrer ideologischen Grundlagen zu entwickeln. Mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse der Reden des Münchner Marsch fürs Leben aus dem Zeitraum 2021 bis 2023 werden zentrale Themen, Argumentationslinien und Narrative sowie dahinterstehende Ideologieelemente herausgearbeitet und anschließend Überschneidungen zu extrem rechter Ideologie diskutiert. Die Ergebnisse offenbaren eine Vielzahl gemeinsamer ideologischer Elemente, die die Bewegung weit über ihr Kernziel des Verbots von Schwangerschaftsabbrüchen hinaus charakterisieren und deutliche Schnittstellen zu extrem rechter Ideologie aufzeigen. Charakteristisch für die Ideologie der Bewegung ist ein starker Dualismus zwischen dem vermeintlich Natürlichen, welches als erstrebenswert betrachtet wird, und dem vermeintlich Widernatürlichen, das bekämpft werden müsse. Zu den zentralen Ideologieelementen zählen u.a. ein binäres Geschlechterbild mit Betonung natürlicher Ungleichheit von Männern und Frauen, die Konstruktion eines christlich-europäischen Kulturraums, Antiliberalismus und Antipluralismus, Verschwörungsdenken, Antifeminismus sowie struktureller Antisemitismus. Auch wenn die Bewegung nicht eindeutig als extrem rechts einzuordnen ist, fungiert sie als Scharnier zwischen extremer Rechter und Gesamtgesellschaft. Durch eine scheinbar moderate Rhetorik und anschlussfähige Selbstdarstellung trägt sie zur Normalisierung und Etablierung rechter Themen und Argumentationsmuster bei. Die Arbeit liefert wichtige Erkenntnisse über die ideologischen Mechanismen der Bewegung und unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung zu ihren langfristigen gesellschaftlichen Auswirkungen.

Abstract

This master's thesis analyses the ideological elements of the “pro-life” movement and its interconnections with extreme right-wing ideology. While journalistic and activist discourse has long alluded to the movement's right-wing inclinations, a comprehensive, systematic academic analysis of its ideological structures, convergences, and distinctions has remained conspicuously absent. This research aims to help fill this significant scholarly gap and developing a deeper understanding of the “pro-life” movement and its ideological foundations. Employing a qualitative content analysis of the speeches from the Münchner Marsch fürs Leben between 2021 to 2023, the study identifies and analyses central thematic elements, argumentative strategies, narrative patterns as well as underlying ideological elements, while critically examining their overlaps with extreme right-wing ideology. The findings reveal many common ideological elements that characterise the movement far beyond movement's ostensible objective of prohibiting abortions and show pronounced interfaces with extreme right-wing ideology. The movement’s ideology is characterised by a pronounced dualism that dichotomizes the "natural" (valorised) and the "unnatural" (targeted for confrontation). Key ideological elements include a rigidly binary gender conception emphasizing purported natural inequalities between men and women, the discursive construction of a Christian-European cultural domain, pronounced anti-liberal and anti-pluralistic tendencies, anti-feminism, Conspiracy theory mindset and structural antisemitism. Although the movement cannot be clearly categorised as extreme right-wing, it acts like a “hinge” and operates as an ideological mediator, enabling extreme right-wing perspectives to permeate und influence social discourses. Through its seemingly moderate rhetoric and carefully curated public presentation, it contributes to the normalisation and entrenchment of right-wing thematic elements and argumentative strategies. The research provides important insights into the movement’s ideological mechanisms and underscores the imperative for sustained scholarly investigation into its potential long-term societal ramifications.

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