Abstract
Während Gott als inspector cordium unmittelbar in die Seelen blickt, erscheint das Beobachtungsverhältnis zwischen Mensch und Teufel als immanent-mittelbares, laterales und potenziell reziprokes. Der nie nachlassende diabolische „Verführungsaktivismus" (Luhmann) erzeugt Aufmerksamkeitskonstellationen, deren Funktionen nicht auf disziplinierende Angsterzeugung reduziert werden können. Im Erzählen von Teufeln und Dämonen werden häufig zugleich Mechanismen sozialer Kontrolle verhandelt und Formen wachsamer Selbstbeobachtung profiliert. Die Beiträge des Bandes rekonstruieren in erster Linie narrative, daneben auch dramatische und theologische Modellierungen diabolischer Beobachtungsverhältnisse vom Alten Testament bis zu Luther und zum Faustmythos; ihr Schwerpunkt liegt auf spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Erzähltexten, legendarischen wie auch schwankhaften, in denen der Teufel auf ganz unterschiedliche Weise als Akteur Gefährdungen des Sünders bewussthält. Zugleich zeichnet sich dabei bereits ab, wie die Wachsamkeit gegenüber dem Teufel die Herausbildung von Praktiken der Selbsterforschung forciert und damit zur Genese moralischer Subjektivität beiträgt.
Dokumententyp: | Herausgeberschaft |
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Fakultät: | Sprach- und Literaturwissenschaften > Department 1 > Germanistik
Sonderforschungsbereiche > Sonderforschungsbereich 1369: Vigilanzkulturen > Vigilanzkulturen |
Themengebiete: | 800 Literatur > 830 Deutsche und verwandte Literaturen
900 Geschichte und Geografie > 940 Geschichte Europas |
URN: | urn:nbn:de:bvb:19-epub-109805-8 |
ISBN: | 978-3-11-077187-9 ; 978-3-11-077438-2 ; 978-3-11-077452-8 |
Ort: | Berlin ; Boston |
Sprache: | Deutsch |
Dokumenten ID: | 109805 |
Datum der Veröffentlichung auf Open Access LMU: | 06. Mrz. 2024 13:54 |
Letzte Änderungen: | 20. Nov. 2024 15:46 |