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Maurer, Marcus; Jost, Pablo; Kruschinski, Simon ORCID logoORCID: https://orcid.org/0000-0002-3185-5656 und Haßler, Jörg ORCID logoORCID: https://orcid.org/0000-0003-2907-5228 (2023): Inkonsistent einseitig. Die Medienberichterstattung über Geflüchtete 2015-2020. In: Publizistik, Bd. 68, Nr. 1: S. 13-35 [PDF, 797kB]

Abstract

Die Medienberichterstattung über Geflüchtete wird von einem großen Teil der deutschen Bevölkerung als einseitig wahrgenommen. Inhaltsanalysen zeigen allerdings sehr unterschiedliche Befunde: Während einige Studien eine einseitig positive Berichterstattung konstatieren, kommen andere zu dem Ergebnis, die Berichterstattung sei einseitig negativ. Dabei handelt es sich jedoch meist um Querschnittstudien im Zusammenhang mit besonders spektakulären Ereignissen von unterschiedlicher Valenz. Zudem werden oft nur wenige Medien und wenige Indikatoren für Einseitigkeit betrachtet. Die vorliegende Studie untersucht deshalb erstmals die Berichterstattung von sechs deutschen Leitmedien über Geflüchtete in einem Zeitraum von fast sechs Jahren (Mai 2015 bis Dezember 2020) anhand verschiedener Indikatoren für Einseitigkeit. Eine manuelle Inhaltsanalyse von 8185 Medienbeiträgen zeigt, dass insgesamt zwei konfligierende Narrative die Berichterstattung dominierten: Geflüchtete wurden als Menschen in Not charakterisiert, die aus humanitären Gründen aufgenommen werden müssen, und gleichzeitig als Sicherheitsrisiko für die deutsche Bevölkerung beschrieben. Im Zeitverlauf zeigten sich ereignisabhängig erhebliche Schwankungen in Menge und Tendenz der Berichterstattung. Zugleich war aber auch ein Trend zu weniger und negativerer Berichterstattung erkennbar. Ursachen und vermutliche Folgen dieser Berichterstattungsmuster werden im Beitrag diskutiert.

Abstract

Media coverage about migration has polarized German society in recent years. Survey data shows that around two-thirds of the German population consider media coverage on migration to be biased. About half of these people perceive this coverage as biased to the positive, while the other half perceives it as biased to the negative. Empirical research on the balance of media coverage on migration also shows contradicting results: while some studies find that German media coverage is biased to the positive, others conclude that it is biased to the negative. However, these findings come from mostly cross-sectional studies that were often conducted around particularly spectacular events with clearly negative or positive valences (e.g., terrorist attacks or the so-called refugee crisis). In addition, studies often consider only a few media and a few indicators of bias. The present study therefore first systematizes previous research on German news media coverage about refugees by drawing on a distinction between three types of media bias known from previous studies: visibility bias, agenda bias, and tonality bias. It then analyzes the coverage of six leading German news media (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Bild, ARD Tagesschau, ZDF heute, RTL Aktuell) about refugees over a period of almost six years (May 2015 to December 2020) using a large number of indicators for the three types of media bias mentioned.

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