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Rabe, Paul-Moritz (16. Februar 2012): Erzähltheorie und Erzählpraxis. Fallstudien am Beispiel zeithistorischer Biographien. Magisterarbeit, Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften, Ludwig-Maximilians-Universität München. [PDF, 2MB]

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Abstract

„Historiker, seid auch Schriftsteller!“, fordert Paul-Moritz Rabe in seiner Studie und argumentiert, dass gestalterische Lebendigkeit und wissenschaftliche Fundiertheit keine unüberwindbaren Gegensätze in der Geschichtsschreibung sein müssen. Sein Aufruf entstammt dabei keiner Gebrauchsanweisung für das wissenschaftliche Schreiben, sondern basiert auf einer systematischen Auseinandersetzung mit Erzählkonzeptionen in der Geschichtsschreibung im Allgemeinen und der Biographie im Besonderen.

Dass die Historiographie Vergangenheit nicht darstellt, sondern erst konstruiert, ist inzwischen Konsens. Darüber, mit welchen Erzählweisen dies im Konkreten passiert, wird aber, trotz Hayden Whites Pionierstudien, viel seltener nachgedacht. Das hängt auch damit zusammen, dass es kaum interdisziplinäre Ansätze gibt. Der Verfasser macht sich Erkenntnisse aus der Literaturwissenschaft − vor allem von Gerard Genette, Roland Barthes, Matías Martínez und Tzvetan Todorov − zu Nutze und adaptiert sie für die Geschichtswissenschaft, indem er ein Modell entwickelt, um Erzählstrukturen in Biographien zu analysieren.

Mit Hilfe dieses methodischen Rasters werden anschließend die Erzählweisen von drei ausgewählten zeithistorischen Biographien untersucht. Seine narratologischen Analysen zu Mark Rosemans „In einem unbewachten Augenblick“, Frank Bajohrs „Hanseat und Grenzgänger“ und Barbara Beuys' „Sophie Scholl“ zeigen exemplarisch, welche erzählerischen Methoden welche Effekte hervorrufen. Als Vergleiche angelegt verdeutlichen sie zudem das „erzählpraktische Spektrum“, das dem Historiker offen steht. So geben sie auch Anregungen für die praktische Schreibarbeit. Die „Rückkehr des Erzählers“ etwa, so eine der Thesen, sei keine Annäherung an Poesie oder Dichtung. Vielmehr liege in der offensichtlichen Ausgestaltung einer Erzählerinstanz eine erzählerische Möglichkeit, wissenschaftliche Ansprüche, wie Standortreflexion oder Perspektivenvielfalt, mit „literarischen“ Ambitionen, wie Spannungsaufbau oder atmosphärischer Nähe, gewinnbringend zu verbinden.

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