Abstract
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Sprachkontakt zwischen der slowenischen und deutschen bzw. der russischen und deutschen Sprache. Der Schwerpunkt wird auf deutsche Entlehnun-gen bzw. Lehnwörter in zwei erwähnten Slavinen gesetzt, es werden auch historische Hintergründe be-schrieben, um zu zeigen, wie und wann es zu (Sprach)kontakten kam. Es wird dargestellt, dass einige urslavische Wörter, die aus dem Gotischen und dem Westgermanischen bzw. dem Althochdeutschen entlehnt wurden, noch heute sowohl im Slowenischen als auch im Russi-schen verwendet werden (šlem, steklo, plug, kralj bzw. korol′ u. a.). Die gemeinslavische bzw. die ursla-vische Lexik, die aus dem Gotischen entlehnt wurde, wird in folgende semantische Felder geteilt: Herr-schaft und Armee, Handel und Geld, Vorratsbehältnisse, Siedlungsteile, Gebäude und Eigentum, Sonsti-ges. Aus dem Westgermanischen und dem Althochdeutschen wurden Wörter aus gleichen semantischen Feldern übernommen. Hinzu kamen aber noch Begriffe aus der technischen und christlichen Terminolo-gie In der Masterarbeit wird gezeigt, dass die althochdeutsche Lexik, die ins Frühslowenische entlehnt wurde, zu folgenden semantischen Felder gehört: Kirchenleben und Glauben; Vorratsbehältnisse; Bau, Einrichtung, Werkzeuge; Haushalt (Kleider, Geschirr, Essen, Hausmedizin); Sonstiges. Die Lehnwörter aus dem (bairischen) Mittelhochdeutschen und dem Neuhochdeutschen, die heute hauptsächlich in den Umgangssprache und Dialekten verwendet werden, können im Slowenischen in allen semantischen Feldern dokumentiert werden. In der vorliegenden Masterarbeit werden sie in folgende Domänen ver-teilt: Kirchenleben und Religion; Leben auf dem Land und in der Stadt; Berufsbezeichnungen und Aktivi-täten; Haus; Werkzeuge; Kleidung; Geschirr; Essen; Kultur-, Speise- und Zierpflanzen; Körper, Körperhy-giene, Gesundheit; Familie; Wirtschaftsausdrücke, Tiere, Sonstiges. Die meisten Lehnwörter aus dem Althochdeutschen sind Teil der Standardsprache. Die meisten Lehnwörter aus dem Mittelhochdeutschen und Neuhochdeutschen sind Teil des Substandards (Umgangssprache, Dialekten usw.), weil sie in der Standardsprache durch Purismus im 19. Jh. durch „weniger deutsche“ Lexik ersetzt wurden. Eine große Rolle beim Entlehnen aus dem Deutschen spielten die sogenannte petrinische Periode und Peter der Große mit seiner westlich orientierten Politik. Die deutschen Entlehnungen im Russischen lassen sich in folgende semantische Felder zu verteilen: Militär; Wissenschaft, Bildung und Kunst; Politik, Diplomatie, Administration und Amtssprache im Allgemeinen; Kommunikation, Geld und Handel; Gericht und Polizei; Positionen am Hof und Diener; Marineterminologie; Kleidung, persönliche Pflege; abstrakte Termini; Adel und Adelstitel; Essen und Trinken; allgemeine Termini; Namen der Städte. Im heutigen Russischen sind auch einige Wörter aus dem kulinarischen Bereich zu finden. Reichhaltig ist auch die Auswahl bei Hunderassen. Schließlich gibt es auch Wörter, die aus dem russischen Alltag stammen.
Dokumententyp: | LMU München: Studienabschlussarbeit |
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Keywords: | Entlehnung; Lehnwort; Sprachkontakt; Kontaktlinguistik; Slowenisch; Russisch; deutsche Entlehnungen; slavische Sprachen; Steirisch; Germanismen; Deutsche Entlehnungen im Russischen; Deutsche Entlehnungen im Slowenischen; Deutsch-russischer Sprachkontakt; Deutsch-slowenischer Sprachkontakt; Germanismen im Russischen; Germanismen im Slowenischen; vorpetrinische Germanismen; nachpetrinische Germanismen; Deutsche in Russland; Slavisch-germanischer Sprachkontakt; Purismus; Mehrsprachigkeit; Code-Switching; Germanismen in Maribor |
Fakultät: | Sprach- und Literaturwissenschaften
Sprach- und Literaturwissenschaften > Department 2 > Slavische Philologie |
Institut oder Departement: | Institut für Slavische Philologie München |
Themengebiete: | 400 Sprache > 400 Sprache
400 Sprache > 410 Linguistik 400 Sprache > 430 Deutsch, germanische Sprachen allgemein 400 Sprache > 490 Andere Sprachen |
URN: | urn:nbn:de:bvb:19-epub-75401-8 |
Sprache: | Deutsch |
Dokumenten ID: | 75401 |
Datum der Veröffentlichung auf Open Access LMU: | 24. Mrz. 2021, 07:29 |
Letzte Änderungen: | 07. Apr. 2021, 04:46 |
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