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Schreier, Ramona (Juni 2013): Die pädiatrische Dysphagie in Zusammenhang mit der kindlichen Sprachentwicklung., Paediatric Dysphagia in conjunction with child language development. Bachelorarbeit, Ludwig-Maximilians-Universität München
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Abstract

Theoretischer Hintergrund: Das Störungsbild der pädiatrischen Dysphagie (PD) ist, obwohl in den letzten Jahren mehr beachtet, in seiner gesamten Erscheinung immer noch ein relativ junges und unerforschtes Gebiet. Auch wenn Sprachtherapeuten und Logopäden die ausgewiesenen Fachleute zur Behandlung von Dysphagien bei Erwachsenen sind, haben sich nur wenige auf die Arbeit mit betroffenen Säuglingen und Kleinkindern spezialisiert. In der Theorie ist dieses Störungsbild ebenfalls bis heute wenig erforscht. Selbst offizielle Klassifikationssysteme - wie die ICF - scheinen bei der Definition und Beschreibung dieses Gebietes keine eindeutigen Formulierungen zu finden. Folglich besteht zusätzlich die Problematik einer genauen Abgrenzung und Beschreibung des Störungsbildes. Erst in den letzten Jahren wurde diesem Gebiet mehr Aufmerksamkeit in der sprachtherapeutischen Theorie und Praxis gewidmet, was dazu geführt hat, dass ein Interesse für dieses Störungsbild, sowie für dessen Erforschung und Behandlung, geweckt wurde. Ein Zusammenhang zwischen einer Schluckstörung und der kindlichen Sprachentwicklung wurde in der Literatur häufiger angenommen oder vermutet, ein Nachweis über eine tatsächliche Beziehung zwischen den beiden Funktionen Schlucken und Sprechen ist bis zum heutigen Zeitpunkt jedoch nicht erfolgt, sodass in der Literatur die Meinungen zu diesem Thema in den unterschiedlichen Disziplinen weit auseinander gehen. Zahlreiche Forscher unterstützten die Annahme, dass die Nahrungsaufnahme die orofazialen Strukturen trainiert und für den Erwerb artikulatorischer Kompetenzen vorbereitet, andere wiederum lehnen diesen Zusammenhang mit der Begründung der Spezifität sprachlicher Aufgaben ab. Welche der beiden Ansichten tatsächlich zutrifft, ist bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Ziele und Vorgehen: In der vorliegenden Arbeit soll zunächst anhand aktueller Literatur eine umfassende Darstellung der PD erfolgen, welche die Symptome und die Ursachen beinhaltet. Eine Schilderung der Physiologie des frühkindlichen Schluckens, der Voraussetzungen zum erfolgreichen Erwerb von Sprache, sowie die Entwicklung aller schluck- und sprechrelevanten Strukturen, soll die Grundlage für die Erörterung der zentralen Frage nach dem Zusammenhang einer PD und der kindlichen Sprachentwicklung bilden. Die Erläuterung der Forschungsfrage schließt sich an die Darstellung der Rechercheergebnisse an. Als Methode wurde in der vorliegenden Arbeit ein Experteninterview ausgewählt, welches mit fünf Fachpersonen auf diesem Gebiet durchgeführt wurde. Ziel dieses Interviews war es, in Anknüpfung an bestehende Literatur die zentrale Frage dieser Arbeit zu erörtern und mit Hilfe des Expertenwissens den Zusammenhang zwischen einer PD und der kindlichen Sprachentwicklung darzustellen. Abschließend sollen die gewonnenen Ergebnisse im Hinblick auf mögliche Konsequenzen für die Sprachtherapie bei einer PD diskutiert werden. Ergebnisse: Die Auswertung der Experteninterviews ergab, bezüglich der zentralen Forschungsfrage, eine eindeutige Unterstützung der Annahme eines Zusammenhangs. Alle Experten gaben an, im Rahmen ihrer langjährigen praktischen Erfahrung eine deutliche Verbindung zwischen den beiden Funktionen Schlucken und Sprechen bemerkt zu haben. Somit ist davon auszugehen, dass eine PD beeinträchtigende Konsequenzen für die kindliche Sprachentwicklung zur Folge hat. Die Kausalität in dieser Beziehung konnte jedoch auf Grund der multifaktoriellen Bedingungsgefüge im Hinblick auf den Spracherwerb und die Auswirkungen einer PD nicht eindeutig geklärt werden. Zu einer eindeutigen Klärung der Kausalität sind daher weitere Studien notwendig. Insgesamt jedoch spiegelt die Auswertung der Interviews das Bild, welches bei der Recherche zu diesem Thema entstanden ist, sehr gut wider: Nicht nur in der Literatur, sondern auch im klinischen Alltag bestehen Unklarheiten zur Definition und Klassifikation dieses Störungsbildes. Für die Sprachtherapie ergeben sich aus den Ergebnissen mehrere Konsequenzen: zum einen besteht die dringende Notwendigkeit weiterer spezifischer Forschung, um Unklarheiten in der Literatur zu beseitigen und mehr Interesse für dieses noch junge Gebiet zu wecken. Zum anderen wurde durch die Auswertung der Interviewergebnisse deutlich, welche bedeutende Rolle eine frühe Intervention bei pädiatrischen Dysphagien einnehmen könnte. Durch eine gezielte Behandlung der Schluckstörung könnte eine mögliche Störung der kindlichen Sprachentwicklung vermieden werden.

Abstract

Theoretical background: Although it has attracted more interest of late, paediatric dysphagia (PD) is still a relatively young and under investigated field of research. Very few speech and language therapists specialise with affected infants and toddlers, despite being the declared professionals in the treatment of dysphagia in adults. In regards to the theoretical understanding of PD, the clinical picture is also barely explored. Even official classificatory systems - like the ICF - do not seem to find a precise formulation when defining and describing this subject. It has only been recently that the subject has attracted significant attention in theory and practice by speech and language therapists, leading to more investigation of paediatric dysphagia and treatment options. A relationship between PD and language development in young children has been frequently hypothesised in literature but no actual relationship between swallowing and speech has been empirically established. Therefore opinions in literature on the topic differ significantly between the various disciplines. While many researchers supported the idea of ingestion as a form of preparation for the acquisition of articulatory competences, others deny this relationship by arguing task specificity. Until this day it remains unresolved which of these two positions is accurate. Purposes and methods: The paper aims to give a profound exposition of PD including its symptoms and etiologies. A description of the physiological swallow in young children, the premises of language acquisition and the development of the structures relevant for speech and swallowing aim to give a foundation from which to discuss of the central question of the paper: the relationship between a dysphagia and language development in young children. A literature review is followed by the explanation of the research question. The research method of an interview with five experts in the field of PD was chosen for this paper. The purpose of the interview was to gain some clarity on the central question: the relation between a PD and language acquisition in young children. These results are then discussed with regard to the possible consequences for the treatment of a PD. Results: An evaluation of the interviews shows that there is definite support for the assumption of a relationship in regard to the central research question. Within the context of their considerable experience in practice, all experts claim a notable connection between the two functions: swallowing and speech. Based on this, it can be assumed that a PD has impairing consequences for language acquisition of affected children. However, the causality in this relationship could not be clarified precisely given the multi-factor conditions which influence language acquisition and also the effects of a PD. Further studies are essential to confirm causality. Although the evaluation undertaken does reflect the picture well, the same cannot be said for the relevant literature and clinical practice on the subject where much ambiguity concerning the definition and classification of this disorder remains. The results of this paper have some important consequences for speech therapy. There is an urgent need of further investigation to eradicate obscurities and ambiguity in the relevant literature and to raise interest in this poorly researched field. The evaluation of the interview results makes clear the important role that early intervention could play in the treatment of a PD leading to the conclusion that specific treatment of the dysphagia could avoid a possible disorder of speech development.

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